Im Sommer 2019 gestaltete unser Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Scheyern (Landkreis Pfaffenhofen a.d.Ilm) einen Biodiversitätspfad. Entlang des bestehenden Panorama-Wanderweges wurden mehr als 20 Schilder platziert, die die Umweltleistungen der Landwirte vor Ort aufgreifen und erläutern. Unter den vorgestellten Maßnahmen sind viele, die die Landwirte schon lange in ihren Betrieben umsetzen, z. B. Heckenpflege, artenreiches Grünland oder Zwischenfruchtbau.
Der Wanderrundweg erstreckt sich über 6,5 Kilometer und 90 Höhenmeter auf Schotter- und Graswegen und ist in ca. 1,5 bis 2 Stunden gut zu bewältigen. Die Gemeinde und das Kloster Scheyern wurden als Grundstückseigentümer einbezogen und unterstützten das Projekt von Anfang an.
Am Klosterbiergarten Scheyern beginnt der Pfad mit einer Übersichtskarte. Die zweite Wanderkarte findet sich am Weiher bei der Zufahrt zum Klostergut. Vorbei am Klostergut Prielhof mit ökologischem Landbau mit Ziegen und Hühnern geht es entlang der Pappelallee zu den ersten Tafeln. Hecken und deren Pflege, Ackerwildkräuter und Grassäume werden begleitend am Wanderweg mit Tafeln beschrieben. Vorbei an extensiven Wiesen und Obstbäumen gelangt man nach Unterschnatterbach zu Gewässerrand- und Erosionsschutzstreifen auf Ackerflächen.
Eine Abzweigung führt zu einem Bienenlehrpfad der ansässigen Imkerei. Gehölze und brachliegende Grasstreifen säumen den Wanderweg. Am Höhenzug erwarten die Wanderer ein schöner Ausblick und weitere Stationen zur Artenvielfalt in den Fluren und deren landwirtschaftliche Nutzung.
Station 1: Wildlebensraum ist...
die Agrarlandschaft. Was die Landwirtschaft für eine bessere Wildlandschaft machen können und welche Möglichkeiten es gibt.
Station 2: Hecke als Lebensraum
Hecken sind an den früheren Bewirtschaftungsgrenzen der Felder entstanden. Dadurch, dass Feldraine nicht bearbeitet wurden und Vögel dort Samen hinbrachten, konnten sich Sträucher und Bäume entwickeln. Sie bieten zahlreichen Tieren Schutz, Lebensraum und Nahrungsangebot. Sie sind verbindende Strukturen in der Landschaft und vernetzen Lebensräume miteinander. Sie können das Kleinklima positiv beeinflussen und als natürliche Barrieren den Wasserabfluss und den Wind bremsen und so den Boden vor Erosion schützen.
Station 3: Ackerwildkräuter
Ackerwildkräuter oder Beikräuter erfüllen einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität. Sie bieten Nahrung für Insekten und Wildtiere. Sie sind aber auch Konkurrenz in Bezug auf Platz und Nährstoffe zu den angebauten Kulturen. Im ökologischen Landbau verbleiben meist mehr Wildkräuter auf den Flächen als im konventionellen Ackerbau. Ackerwildkräuter sind die Begleitflora, welche nur in Folge der Ackernutzung entstanden ist und auch auf diese angewiesen ist.
Station 4: Gras- und Krautsäume
Im Gegensatz zu den Ackerwildkräutern entwickeln sich Gras- und Krautsäume auf wenig bewirtschafteten Teilflächen. In der Agrarlandschaft stellen sie eine wichtige Funktion in Bezug auf die Biotopvernetzung dar. Sie dienen ebenso als Brut- und Lebensräume für Wildtiere. Sie können im Zusammenhang mit Hecken auftreten oder als eigene Elemente entlang von Straßen und Gewässern bestehen.
Station 5: Pflege von Hecken und Feldgehölzen
Hecken und Feldgehölze bestehen aus Sträuchern und Bäumen und brauchen eine Pflege um ihre Funktion langfristig zu erhalten. Im Gegensatz zum Wald schlagen die meisten Gehölzarten in der Hecke nach einem Rückschnitt wieder aus und verjüngen sich dadurch. Manchmal müssen auch Bäume entfernt werden um eine übermäßige Beschattung der Sträucher zu vermeiden. Der Rückschnitt kann zu Hackschnitzeln verarbeitet und der energetischen Nutzung zugeführt werden.
Station 6: Artenreiches Grünland
Grünland besteht aus Gräsern, Kräutern und Leguminosen (Stickstoffsammelnde Pflanzen wie Kleearten). Artenreiches Grünland zeichnet sich durch einen hohen Anteil an Kräutern und Leguminosen aus. Eine Vielzahl von Insekten ist auf bestimmte Pflanzen spezialisiert und auf diese angewiesen. Die Zusammensetzung der Grünlandpflanzen hängt vom Standort (Boden, Klima, Niederschläge) und vor allem von der Bewirtschaftung (Düngung, Schnitthäufigkeit) ab. Für die Milchviehhaltung eignen eher grasreiche Bestände die öfter gemäht werden.
Station 7: Streuobst
Streuobstbestände finden sich bei uns häufig am Ortsrand, in anderen Gegenden sind sie auch ein bedeutender Bestandteil der Kulturlandschaft. Sie sind ökologisch sehr wertvoll als Nahrungsquelle sowie Nist- und Brutstätten vieler Vögel. Die Erhaltung der Obstbäume erfordert viel Arbeit und Pflege und diese ist nicht ungefährlich. Sie dienen auch der Erholung der Menschen – was wäre ein Frühling ohne blühende Obstbäume.
Station 8: Gewässerrandstreifen
Gewässerrandstreifen werden von den Landwirten zwischen der bewirtschafteten Fläche und dem Gewässer angelegt. In der Funktion als Pufferfläche verhindern sie, dass ungewollt Stoffe direkt von der angrenzenden Fläche in das Gewässer gelangen. Dies schützt nicht nur die Gewässer sondern auch die Begleitpflanzen am Gewässer. Die ganzjährig begrünten Randstreifen sind auch Äsungsflächen für Wildtiere.
Station 9: Bienen in der Kulturlandschaft
Wildbienen sind unscheinbare kleine Helfer in der Kulturlandschaft. Im Gegensatz liegt ihre Leistung nicht in der Honigproduktion für uns Menschen sondern in der Blütenbestäubung in der Natur. Die als Einzelgänger lebenden Wildbienen sind auf eine strukturreiche Kulturlandschaft angewiesen.
Station 10: Erosionsschutzstreifen
Unter Bodenerosion versteht man das Abschwemmen des Bodens durch Starkregenereignisse. Auf großen Schlägen und bei steilen Hanglagen sind die bodenschonenden Bewirtschaftungsmaßnahmen wie Mulchsaat oder Direktsaat nicht immer ausreichend. Einen zusätzlichen Schutz bietet die Anlage eines Erosionsschutzstreifen quer zum Hang. Dadurch wird die Hanglänge verkürzt und der Boden vor Abtrag geschützt.
Station 11: Gehölze in der Flur
Neben den Hecken in der Kulturlandschaft gibt es auch noch Einzelbäume und Feldgehölze. Jede Art ist für sich ein wertvolles Biotop. Bäume spenden im Sommer Schatten, Hecken liefern Nahrung und Feldgehölze ermöglichen Nistplätze. Bei entsprechender Pflege bleiben sie uns noch lange erhalten.
Station 12: Durchwachsene Silphie
Vom Biodiversitätspfad aus kann man im gegenüberliegenden Hang einen Bestand mit durchwachsener Silphie sehen. Diese aus Nordamerika stammende Energiepflanze wird vermehrt von Biogasbetrieben angepflanzt. Sie ist eine Dauerkultur, d.h. sie kann bis zu 15 Jahren genutzt werden. Sie schützt den Boden vor Erosion und dient durch ihr intensives Wurzelwerk dem Humusaufbau im Boden. Durch ihre Blüte von Juli bis September schließt sie eine wichtige Trachtlücke (Zeit in der wenig Pflanzen blühen) für Insekten. Der Energieertrag ist allerdings deutlich geringer als bei Mais.
Station 13: Brachflächen
Brachflächen, also nicht bewirtschaftete Flächen oder speziell für den Wildlebensraum angelegte Flächen, sind in intensiven Agrargebieten selten anzutreffen. Sie fördern die Artenvielfalt in der Feldflur indem sie Nahrung und Deckung in der Kulturlandschaft bieten.
Station 14: Graswege – Säume – Altgrasstreifen
Weniger ist oft mehr – dies gilt auch bei Pflegearbeiten in der Kulturlandschaft und im Hausgarten. Altgrasbestände an Wegen und Feldrändern erfüllen auch im Winter eine wichtige Aufgabe im Naturhaushalt als Nahrungs- und Überwinterungsräume. Durchdachte und darauf abgestimmte Pflegekonzepte leisten einen großen Beitrag zur Biodiversität.
Station 15: Leben im Boden
Das Leben im Boden ist sehr vielfältig. Mit Ausnahme von Regenwürmern und Käfern bleiben uns die meisten sehr kleinen Arten ohne Mikroskop verborgen, nicht aber deren Wirken. Blätter die im Herbst auf den Boden fallen sind im Frühjahr nicht mehr zu sehen. Der mikrobielle Abbau von organischen Stoffen, die Humusbildung und die Kohlenstoffspeicherung im Boden erfolgt mit Hilfe von Bakterien und Pilzen. Sie sichern den Nährstoffkreislauf und ermöglichen so jedes Jahr wieder Wachstum.
Station 16: Braunerde aus Lösslehm
Fruchtbare Böden sind die Grundlage der menschlichen Existenz. Sie sind im Wesentlichen nach der letzten Eiszeit, also vor ca.10.000 Jahren entstanden. Mineralische Böden entstehen an Ort und Stelle durch Verwitterung des Ausgangsgesteins (z.B. Jura), durch Ablagerungen von eiszeitlichen Winden (z.B. Löss) oder durch Ablagerung von Flüssen (z.B. Aueböden). Organische Böden wie Moore entstehen durch abgestorbene Pflanzenreste (z.B. Donaumoos). Sie unterscheiden sich in ihren chemischen und physikalischen Eigenschaften. Daraus ergibt sich ihre bevorzugte Nutzung und Hinweise auf ihre Bewirtschaftung.
Station 17: Umwandlung Acker in extensives Grünland
© Philipp Gilbert
Extensives Grünland ist artenreich an Gräsern, Kräutern und Kleearten. Es wird nur wenig gedüngt und nur zweimal im Jahr geschnitten. Idealerweise wird der Aufwuchs von extensivem Grünland über die Rinder, Schaft, Zeigen und Pferde verwertet. Wird Ackerland in extensives Grünland umgewandelt, so erhöht sich seine biologische Wertigkeit für den Naturhaushalt. Autochthone Ansaatmischungen erhöhen die Wertigkeit des Grünlands.
Station 18: Magerrasen
© Christian Mendel, LfL
Magerrasen findet man auf trockenen Standorten auf Kalkstein (Jura) oder Sandböden. Meist sind die Böden nährstoffarm und für eine Ackernutzung ungeeignet. In Südbayern gibt es nur wenige Standort. Die Insektenpopulation auf solchen Standorten ist sehr spezifisch und auf diesen Lebensraum angewiesen.
Station 19: Zwischenfrüchte
Zwischenfrüchte werden nach der Ernte im Sommer und vor der nächsten Kultur im Frühjahr angebaut. Sie dienen entweder als zusätzliche Futterquelle oder verbleiben auf dem Feld und dienen zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit. Die Blütenpflanzen liefern Nektar und Nahrung im Herbst und sind im Winter Äsungsflächen für das Wild. Mit ihren Wurzeln lockern Sie den Boden, binden Nährstoffe und erhöhen den Humusgehalt im Boden. Die biologische Aktivität wird gefördert. Wird das Feld nicht gepflügt dann schützen die abgestorbenen Pflanzenteile den Boden vor Erosion und fördern das Bodenleben.
Station 20: Fruchtfolge
Zur besseren Pflege und Ernte werden Kulturen nicht als Mischkulturen angebaut, sondern nacheinander in Folge. Es erfolgt ein Wechsel von Sommerung und Winterung, von Blattfrüchten und Halmfrüchten. Je nach Ausrichtung des Betriebs werden unterschiedliche Kulturen angebaut. Im Gegensatz zu Monokulturen wird durch eine Fruchtfolge das Aufschaukeln von Schädlingen, Krankheitserregern und Unkräutern verhindert. Synergien von Pflanzen werden gezielt in diesem Ackerbausystem genutzt.
Station 21: Was 1m² Acker alles kann
Hopfen
Auf dieser Infotafel wird die Ertragsleistung der Äcker haushaltsüblichen Größeneinheiten dargestellt. Zum Beispiel reicht der Hopfen, der auf einem Quadratmeter geerntet wird für die Herstellung von 900 l Bier.
Station 22: Umweltgerechte Landbewirtschaftung
Es gibt viele Möglichkeiten und Ansatzpunkte die Landwirtschaft umweltgerechter zu gestalten. Neben dem Schutz, Erhalt und der Neuanlage von Landschaftselementen und Blühflächen gibt es auch Bewirtschaftungsverfahren welche die Umwelt im besonderen schonen. Mulchsaat bei Reihenkulturen sowie reduzierte Bodenbearbeitung sind nur einige davon.
Station 23: Blühflächen /Blühstreifen
Ein reichhaltiges Insektenangebot ist die Voraussetzung für viele Wildtiere. Mit der Neuanlage von ein- und mehrjährigen Blühflächen werden sehr artenreiche Lebensräume für Insekten und Wildtiere geschaffen. Viele Vögel benötigen zur Aufzucht ihrer Jungen reiches Angebot an Insekten. Diese wiederum benötigen die entsprechenden Blühpflanzen und als Biotop.
Station 24: Wildlebensraum
Lebensräume verbessern und die Wildlandschaft mit der Landwirtschaft verbinden. Gemeinsam verbessern.
Eine Projektzusammenarbeit von Bayern und der EU.