Sicherheit bei der Holzernte
Rettungstreffpunkte und Rettungskette Forst von entscheidender Bedeutung

Ein Mann und eine Frau stehen vor einem Verkehrszeichen

Einer von vielen Rettungstreffpunkten

Unscheinbar stehen sie am Straßen- oder Waldrand – können aber im Notfall allesentscheidend sein: Sogenannte „Rettungstreffpunkte“. Das sind kleine Blechschilder mit einer Nummer, die sich aus Buchstaben und Zahlen zusammensetzt. In den 1990er Jahren entstand das System fester Rettungstreffpunkte und wurde 2013 von der Bayerischen Forstverwaltung vereinheitlicht - mit dem Ziel die Rettungskräfte ohne Umwege zu den Verunglückten zu führen.

In Bayern kommt es jedes Jahr zu Unfällen bei forstlichen Arbeiten. Oft lässt sich der Unfallort nur schwer beschreiben, die Rettungskräfte finden den Weg nicht auf Anhieb. Abhilfe kann der Rettungstreffpunkt schaffen. Wird beim Absetzten des Notrufs die Nummer auf dem Schild genannt, können sich Helfer dort mit den Rettungskräften treffen und diese auf direktem Weg zur Unfallstelle lotsen. Allein im Forstrevier Schrobenhausen gibt es etwa 100 Treffpunkte. Dort wurde nun die turnusmäßige Erneuerung alter, schlecht lesbarer Schilder mit einer Rettungsübung verbunden.

Erfundenes Szenario

Ein Mann telefoniert im Freien mit dem Handy

Simulierter Notruf

„Eine hilflose, eingeklemmte Person unter einem Baumstamm nach Baumfällarbeiten im Wald kurz nach Langenmosen. Der Rettungstreffpunkt hat die Nummer: ND-2056…“ Ein Ausschnitt des simulierten Notrufs, den Revierleiter Dominik Reil bei der Feuerwehr Langenmosen zu Übungszwecken absetzte. Keine zehn Minuten später trafen rund 20 Kräfte der Feuerwehr Langenmosen am vereinbarten Rettungstreffpunkt ein. Dort wartete Revierleiter Dominik Reil, Revierleiter von Schrobenhausen, der in die Rolle des Unfallhelfers geschlüpft war.

Im Ernstfall zählt jede Minute

Ein Mann steht auf einem Feldweg, redet mit Rettungskräften der Feuerwehr in einem Quad

Rettungskräfte treffen am Rettungstreffpunkt ein

Von hier aus ging es direkt weiter. Reil führte die Rettungskräfte zielgerichtet zum Einsatzort mitten im Wald. Die eingeklemmte Person, eine lebensgroße blaue Übungspuppe, lag unter einem gefällten Baum. Schnell hatte Feuerwehrkommandant Alexander Plöckl die Situation im Griff. Seine Mannschaft ist gut eingespielt, jeder wusste was zu tun war. Alle Handgriffe saßen. Während sich einige Feuerwehrleute um den Verletzten kümmerten, sorgten die anderen mit mobilen Scheinwerfern für genug Licht. Weitere Kräfte hatten die Aufgabe, den Stamm zu Holzklötzen zu unterbauen und abzutrennen. Nach kurzer Zeit konnte die verletzte Person geborgen und dem Rettungsdienst übergeben werden. Ein Szenario, was durchaus realistisch ist.

Arbeitssicherheit und Rettungstreffpunkte als Lebensversicherung bei Holzerntearbeiten

Ein Feuerwehrmann kniet auf dem Boden und stützt eine vom Baum eingeklemmte Puppe

Unfallstelle im Wald

Die Erneuerung der Beschilderung und die Rettungsübung kommt zur rechten Zeit. Derzeit laufen die Planungen für die Winterhiebe. Waldarbeit ist trotz aller Fortschritte beim Arbeitsschutz nach wie vor eine gefährliche Tätigkeit. Etwa 5000 Menschen verunglücken in Bayern jährlich bei der Arbeit im Wald - hauptsächlich bei der Holzernte mit Einsatz von Motorsäge und Seilwinde. Leider kommt es sogar immer wieder zu tödlichen Unfällen. Allein in Bayern waren es im Jahr 2024 insgesamt 36. Jeder Unfall ist einer zu viel!
Feuerwehrleute stabilisieren einen gefällten Baumstamm

Stabilisierung des Baumstamms

Feuerwehrleute durchtrennen einen Baumstamm

Durchtrennung des Baumstamms

Feuerwehrleute bergen eine verletzte Person

Vorsichtig wird der Baumstamm entfernt

Fit im Umgang mit technischer Ausrüstung

Motorsäge liegt auf dem Waldboden

Umgang mit der Motorsäge

Daher ist es von besonderer Bedeutung den Umgang mit der Motorsäge zu beherrschen und die einschlägigen Unfallverhütungsvorschriften (UVV) zu beachten. Hierfür können Motorsägen-Kurse, zum Beispiel beim zuständigen Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten oder der Waldbauernschule in Kelheim besucht werden. Falls der letzte belegte Kurs einige Zeit zurückliegt, ist eine Auffrischung durchaus sinnvoll.

Grundsätzlich ist Waldarbeit mit der Motorsäge nur mit der entsprechenden persönlichen Schutzausrüstung auszuführen. Hierzu zählt:

  • Forsthelm mit Gesichts- und Gehörschutz Achtung: „Ablaufdatum“ der Helme, UV-Indikator!
  • Schnittschutzhose
  • Sicherheitsstiefel mit Stahlkappe und Schnittschutzeinlage
  • Arbeitshandschuhe
  • Forstjacke in Signalfarbe

Beschädigte Ausrüstung muss unverzüglich ersetzt werden.

Oberstes Gebot der Waldarbeit und wertvolle Tipps

  • nehmen Sie regelmäßig an Erste-Hilfe-Kursen teil
  • arbeiten Sie niemals allein im Wald
  • informieren Sie Ihre Familie oder Bekannten über den Ort und die Zeit der Tätigkeiten
  • führen Sie stets ein Erste-Hilfe-Set mit sich
  • halten Sie ihr Mobiltelefon griffbereit (vorweg Mobilfunknetz und Akku prüfen)
  • notieren sie sich den nächstgelegenen Rettungstreffpunkt

Die Rettungstreffpunkte finden Sie im BayernAtlas oder über die Handy-App „Hilfe im Wald“

Verkehrszeichen mit Rettungstreffpunkt-Schild

Rettungstreffpunkt-Schild

Waldarbeit sollte stets ruhig und überlegt erfolgen. Die Sicherheit steht dabei an erster Stelle. Wenn ein Baum schon viele Jahre steht, sind ein paar Minuten mehr, um ihn sicher zu fällen, nicht entscheidend. Wichtiger ist es, sich die Zeit zu nehmen, damit niemand verletzt wird. Besonders anspruchsvolle Tätigkeiten, wie etwa Baumfällungen unter Spannung oder Sturmholzaufarbeitung sollten nicht mit leichtsinniger Routine durchgeführt werden. Nutzen Sie das Beratungsangebot des zuständigen Revierleiters oder gehen Sie direkt auf Ihre hiesige Waldbesitzervereinigung oder einen Forstunternehmer zu. Diese haben die Möglichkeit die Forstarbeiten hochmechanisiert mit Harvester und Rückezug durchführen - das senkt die Unfallgefahr deutlich.

Rettungskette Forst

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen passieren Unfälle. Wichtig ist es zu wissen, wie man sich im Ernstfall verhält. Die „Rettungskette Forst“ gibt Orientierung:

  • Überblick verschaffen
    • Beurteilung der Situation
    • Eigensicherung (laufende Maschinen abstellen)
    • Unfallstelle sichern
  • Erstversorgung
    • sofort tätig werden bei akuter Lebensgefahr
    • starke Blutungen mit Druckverband stillen
    • Verletzten ansprechen. Ist der Verletzte nicht ansprechbar, Atmung und sonstige Körperfunktionen überprüfen
    • gegebenenfalls Herz-Lungen-Wiederbelebung
    • verletzte Person so wenig wie möglich bewegen, wenn diese über Taubheit in den Beinen oder Rückenschmerzen klagt
  • Notruf absetzen: 112
    • Die 5 W-Fragen beachten: Wer ruft an? Was ist passiert? Wo ist der Unfallort? (Rettungstreffpunkt nennen) Wie viele Verletzte gibt es? Welche Verletzungen liegen vor?
    • Am Rettungstreffpunkt auf Rettungsdienst warten und zum Unfallort führen
  • Helfer informieren
    • weitere ortskundige Personen wie Holzrücker, Familienmitglieder, Revierleiter informieren, um zusätzliche Unterstützung zu bekommen
  • Unterstützung des Rettungsdienstes
    • Rettungskräfte auf besondere Gefahren auf der Hiebsfläche hinweisen (z.B. felsige Abschnitte oder hängengebliebene Bäume)
    • Anweisungen des Rettungsdienstes folgen

Tipps und Informationen zur Rettungskette und zu Unfällen im Wald gibt auf der Seite:

Außerdem gibt es eine kostenfreie Broschüre mit dem Titel „Richtig Retten – Tipps für eine professionelle Erste Hilfe bei Unfällen im Wald“.

Gelungene Übung

Personen stehen im Kreis und unterhalten sich

Abschließende Beurteilung der Rettungsübung

Bei der abschließenden Manöverkritik gab es von allen Seiten lobende Worte für die Rettungskräfte. Revierleiter Dominik Reil dankte den Übungsteilnehmern der Feuerwehr Langenmosen und betonte noch einmal, die Wichtigkeit der Rettungstreffpunkte. Feuerwehrkommandant Alexander Plöckl hob die gute Zusammenarbeit des Teams hervor und machte deutlich, dass Übungen, wie diese wichtig für die Mannschaft seien. Langenmosens 1. Bürgermeisterin Mathilde Ahle pflichtete dem bei und ergänzte, dass es nichts Wertvolleres gäbe, als jemandem helfen zu können.
Personen stehen im Wald im Kreis und unterhalten sich

Lobende Worte

Eine lebensgroße blaue Rettungspuppe liegt auf einer Trage

Rettungspuppe

Feuerwehrhandschuhe hängen an einer Feuerwehrjacke

Rege Teilnahme