Waldumbau
Ergebniskontrolle nach 3 Jahren waldorientierter Bejagung

Personen stehen auf einem WaldwegZoombild vorhanden

Ergebniskontrolle

Die Zeit drängt. Für notwendige Fortschritte beim Waldumbau bleibt nicht mehr viel Zeit, erklärt Martin Spies, Revierleiter am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Ingolstadt-Pfaffenhofen. In maximal 70 Jahren soll der Wald klimafit sein.

Ein Waldumbau zu resilienten Mischwäldern ist nötig, um die Wälder langfristig zu erhalten. „Unser gemeinsames Ziel ist es, nach vorne zu schauen. Dabei ist es wichtig, sich nicht von Entscheidungen aus der Vergangenheit beeinflussen zu lassen, selbst wenn diese aus heutiger Sicht vielleicht nicht die besten waren.“, verdeutlicht Martin Spies. Dabei spielt die natürliche Verjüngung eine entscheidende Rolle. Also neuer Baumbestand, der auf natürliche Weise entsteht, ohne dass der Mensch aktiv eingreift, z. B. Bäume pflanzt.

Im Heilig-Geist-Bürgerspitalwald der Stadt Neuburg setzt man seit drei Jahren genau auf diese Art des Waldumbaus. Durch waldorientierte Bejagung soll die Naturverjüngung gestärkt werden. Jetzt trafen sich Waldbesitzer, Jagdpächter und Revierleiter zu einer Waldbegehung, um die Ergebnisse zu kontrollieren.

135 Hektar Wald gehören zur Heilig-Geist-Bürgerspitalstiftung in Neuburg. Die eigentliche Aufgabe der Stiftung ist die Altenpflege. Vor einigen Jahrhunderten aber wurde der Heilig-Geist-Bürgerspitalwald der Stadt Neuburg als Vermögensgut erstanden. Seitdem bewirtschaftet die Stiftung den Wald. Das geschieht allerdings nicht in Eigenleistung, denn fachlich sei man nicht in der Lage zu entscheiden, welche Arbeiten im Spitalwald anfallen, so Markus Häckl, Stadtkämmerer der Stadt Neuburg/Donau, zuständig auch für die Heilig-Geist-Bürgerspitalstiftung. Daher erfolgt die Bewirtschaftung des Kommunalwaldes durch das AELF Ingolstadt-Pfaffenhofen gegen Entgelt auf Basis eines Betriebsleitungs- und Ausführungsvertrages der Kommune mit dem Freistaat Bayern. Martin Spies, Revierleiter vom AELF ist für die Pflege im Spitalwald zuständig.

Interesse an guter Pflege

Der Spitalwald hat wichtigen Nutzcharakter erklärt Christa Hartmann, Verwalterin der städtischen Bürgerspitalstiftung. Jährlich werfe der Wald ca. 50.000-90.000 Euro Einnahmen aus Holzverkauf und Förderungen für waldbauliche Maßnahmen ab, so Hartmann weiter. Was sich zunächst positiv anhört, relativiert sich schnell wieder, sobald man die Betriebsausgaben betrachtet. Hartmann ergänzt, dass für Wegebau, Pflanzungen, Pflege, Zaunbau usw. etwa 70-75% der Einnahmen ausgegeben werden müssen. Es ist also eine große Herausforderung, so zu wirtschaften, dass die Stiftung auch in Zeiten mit viel Schadholz, vielen Wildschutzflächen und schwankenden Holzpreisen trotzdem einen Gewinn erwirtschaften kann.

Eine Beispielrechnung

Gekennzeichneter junger Baum im WaldZoombild vorhanden

Weißtanne

Eine Weißtanne in der Baumschule zu kaufen, diese später zu pflanzen, zu schützen und zu pflegen, kostet mit Wildschutz und Kultursicherung in den ersten Jahren ca. 8 € - 10 € netto. Bei einer zu bepflanzenden Fläche von 1000 qm bedeutet das 200 Weißtannen * 10 € = 2000 € Investition in den Waldumbau. Durch Naturverjüngung werden diese Kosten deutlich reduziert, die Naturverjüngung zeigt zudem eine enorme genetische Variabilität und die beste, ungestörte Wurzelentwicklung. Mit der Jagdpacht sind diese Kosten für Waldumbaumaßnahmen nicht zu begleichen.

Wild und Waldbestand im Einklang

Personen stehen im Wald und blicken auf BäumeZoombild vorhanden

Begutachtung

Damit die Einnahmen für Stiftungszwecke stabil bleiben, begann vor drei Jahren das Umdenken. Ein neuer Jagdpachtvertrag für neun Jahre wurde mit Jagdpächter Elias Lang geschlossen. Im Fokus die waldorientierte Bejagung. Die Eigentümerziele wurden im Jagdpachtvertrag festgehalten. Zum Beispiel die waldbaulichen Ziele, der Umfang der Hege oder auch die Höhe des zu zahlenden Schadensersatzes bei starkem Wildverbiss nach Baumarten. Lang reguliert die Population von Wild im Bürgerspitalwald und hält sich dabei an den Abschussplan für Schalenwild. Dieser ergab sich aus dem Ergebnis des aktuellen Vegetationsgutachtens zum Zustand der Waldverjüngung, der revierweisen Aussage und der jährlichen internen Begehung. Jagdausübungsberechtigte der Hegegemeinschaft und die Untere Jagdbehörde einigten sich einvernehmlich auf die Abschusszahlen. Lang verfügt über einen gewissen Spielraum, er kann 20% von seinem festgesetzten Abschussplan nach oben abweichen. Durch diese Möglichkeit und einer geschickten Wahl des Ansitzes kann er den Schaden an Verbiss gefährdeten Naturverjüngungsstellen deutlich minimieren. Dies ist bereits nach drei Jahren sichtbar.

Stiftungswald Neuburg profitiert von guter Zusammenarbeit

Mann hält eine junge Weißtanne in der Hand und begutachtet die WurzelZoombild vorhanden

Pfahlwurzel

Insgesamt zeichnet sich ein positives Bild im Spitalwald ab. Spies erkennt ein enormes Verjüngungspotential, etwa zehn Baumarten sind auf natürlichem Weg aufgegangen. Bergahorn, Roteiche, Douglasie, Zitterpappel, Fichte, Heimbuche, Buche und Weißtanne. Letztere nimmt als Tiefwurzler beim Waldumbau einen bedeutenden Stellenwert ein. Dank ihrer Pfahlwurzel bedient sich die Weißtanne an Wasser aus tieferen Bodenschichten und gilt zudem als sturmfest. Umso erfreulicher ist es, sie im Spitalwald vorzufinden. Die mit gelben Bändern markierten Jungpflanzen zeigen, dass kaum ein Baum vom Reh angeknabbert wurde. Geringfügig verbissen, lautet die Beurteilung. Die Baumarten können derzeit ohne Schutzmaßnahmen an diesem Punkt aufwachsen. Jetzt ist es die große Verantwortung des Jagdpächters den Zustand an diesem Punkt zu halten. Lang und Spies wissen, dass es Bereiche im Spitalwald gibt, wo das Verhältnis zwischen Wald und Wild eben noch nicht passt. Dafür gibt es die jährlichen Begehungen, um diese Fläche zu finden und entsprechend gegenzusteuern.

Waldorientierte Bejagung überall möglich

„Waldumbau bedeutet nicht zwangsläufig neue Bäume aktiv mit der Hacke in den Wald zu pflanzen, sondern vielmehr das enorme Verjüngungspotenzial unserer Wälder zu erkennen, einzufordern und auszunutzen“, fasst Martin Spies am Ende der Begehung zusammen und appelliert an alle Jagdgenossen ihr Jagdrecht einzusetzen. Denn eine waldorientierte Bejagung sei grundsätzlich überall möglich. Jeder Jagdgenosse habe das Recht und die Verpflichtung für sein Jagdrecht einzustehen, ergänzt Spies. Der Schaden im Wald ist oftmals unscheinbarer und unauffälliger als zum Beispiel ein Schwarzwildschaden im Feld. Der gesetzliche Rahmen fordert aber schwarz auf weiß, dass der Wald im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen aufwachsen soll. Jeder Jagdpachtvertrag sollte mindestens die Hauptbaumarten und die waldbaulichen Ziele enthalten sowie eine jährliche Begehung der Waldflächen beinhalten.

Förderung möglich

Gekennzeichneter junge Buche im WaldZoombild vorhanden

Verjüngungspotential

Die begutachtete Fläche im Heilig-Geist-Bürgerspitalwald erfüllt alle Voraussetzung für eine Förderung, ein weiterer Benefit. Der Freistaat Bayern unterstützt die Sicherung und Pflege einer Naturverjüngung. Ein Mindestlaubholzanteil sowie ein Anteil standortheimischer Baumarten von mind. 50 % ist dazu erforderlich. Der private oder kommunale Waldbesitzer erhält dafür bis zu 1.300 € pro Hektar an Fördergeldern. Hilfestellung leistet der jeweilige zuständige Revierleiter.
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